I read the Watchmen

Für euch, liebste Leser, scheue ich natürlich keine Kosten & Mühen und so kam es, dass ich mir am Montag die Gesamtausgabe von Watchmen besorgte, um am Mittwochabend im Kino perfekt auf die heiß erwartete Watchmen-Verfilmung vorbereitet zu sein. Warum ich mich erst jetzt mit dem Werk beschäftige, das vom Time-Magazine einst als einziges Comic in der Top 100 der besten Romane des 20. Jahrhunderts aufgeführt wurde, kann ich nicht sagen. Es ist mir wohl irgendwie durch die Lappen gegangen…

Jedenfalls habe ich es tatsächlich geschafft, mich bis Mittwoch durch den über 400 Seiten langen Wälzer durchzukämpfen. Durchzukämpfen? Ja, den Watchmen ist ein ewiges Auf und Ab. Hin und her gerissen zwischen formvollendeter Spannung, strangen Wtf-Momenten und teilweise gähnend langweiligen Subplots. Aber erst mal der Reihe nach; Watchmen versetzt uns ins folgende Szenario: 1985, maskierte Helden wurden bis auf einige Ausnahmen verboten, weshalb die meisten ehemaligen Superhelden inaktiv sind. Der Comedian, einer von ihnen, wird unter mysteriösen Umständen in seiner Wohnung ermordet. Während die Ermittler im Dunkeln tappen, geht der rabiate Superheld Rorschach, der weiterhin seiner Profession nachgeht und von der Polizei wegen Mordes gesucht wird, bereits einer anderen Fährte nach: Er vermutet einen „Maskenmörder“, der die einstigen Helden unschädlich machen will, und macht sich daher auf den Weg diese zu warnen. Bei den anderen Helden wird Rorschach belächelt und das ganze als Paranoia abgetan. Doch nach einem vereitelten Attentat auf Adrian Veidt a.k.a. Ozymandias, dem klügsten Menschen der Welt, und nachdem Dr. Manhattan, die wandelte Atombombe, scheinbar gezielt ins Exil auf den Mars getrieben wurde, scheint sich die Maskenmörder-Theorie zu verdichten. Zudem scheint ein Atomkrieg zwischen Amerikanern und Russen unausweichlich, nachdem der einzige Garant für die Vorherrschaft der USA, Dr. Manhattan, verschwunden ist.

Wow. Wie gesagt, für mich ist Watchmen ein recht zweischneidiges Schwert. Zum einen ganz, ganz großes Kino, zum anderen etliche Seiten, die mit der Entwicklung der unspektakulärsten Figuren vergeudet werden. Am Ende des Comics überwiegt allerdings ganz klar die Haben-Seite: noch nie war ich beim Lesen eines Comics so von der Genialität der Story insgesamt, sowie jeglicher Kleinigkeiten begeistert. Jeder Dialog scheint sorgsamst formuliert worden zu sein und so kommt es, dass der ein oder andere wahrhaftig großartige Satz fällt, wie man es sonst nur aus ganz großer Weltliteratur kennt. Man erahnt, jeder der jemals was für Comics übrig gehabt hat (und jeder andere auch), sollte sich Watchmen zu Gemüte führen. Es ist zwar dann und wann zäh und ich persönlich fand das Ende ziemlich schwach und unbefriedigend, aber bekanntlich ist ja der Weg das Ziel. Und was für ein Weg das hier ist, hui.

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» Review zur Watchmen-Verfilmung.

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5 Reaktionen

  1. wie geht die story eigentlich im comic aus? und warum sieht dr. manhattan im buch nicht voraus, dass durch rorschachs tagebuch eh alles ans licht kommt?

    und warum verwirklicht der ozy-typ nicht die idee von der unendlichen energie? warum bringt er lieber millionen leute um und lenkt den verdacht aus den doc?

  2. Spoilerwarnung anybody? Bin froh das ich mir den Film schon angesehen habe, sonst wär jetzt ziemlich viel vom reiz weg.

    Film war übrigens sehr geil und die Comic-Version hol ich mir wohl auch. 🙂

  3. Bin ja auch ein alter COmic-Fan, aber mehr so die Manga-Ecke! Trotzdem bin ich schon die ganze Zeit scharf auf das Comic – 400 Seiten für den Preis ist ja quasi geschenkt. Mal schauen, in einem schwachen Moment…. *klick*

  4. Also ich fand das Ende im Comic schon ziemlich zufriedenstellend… Es kommt, glaub ich, auch auf die Erwartung(en) der Leser an. Der Comic ist ganz klar auf eine amerikanische Zielgruppe zugeschnitten, die sich in der Welt von Marvel/DC bestens auskennt, somit sind die „unspektakulärsten Figuren“ immer noch Referenzen an andere, bekannte Helden, z.B. Rorschach „ist“ the Question, Nite Owl entspricht dem damaligen Batman (vor the Dark Knight Returns), usw.
    Der Schluss ist natürlich ein Schlag ins Gesicht jedes (ami-?)Superhelden-fanboys, der erwartet dass die Geschichte gut ausgeht. Denn sie geht nicht nur schlecht aus, sondern die vermeintlichen Helden geben sich auch noch zufrieden damit – der einzige Rebell namens Rorschach wird getötet.

    Für mich war ergo der Schluss schon gelungen, das einzige Element des Comics, das mich nicht ansprechen konnte, waren diese Black Freighter Comics im Comic.

    P.S. Im Comic ist es nicht wirklich sicher, dass alles ans Licht kommt – Rorschach Tagebuch wird eher nicht ernst genommen (und von niemandem gelesen), das letzte Panel des Comics zeigt es in der Hand eines unterbelichteten Redakteurs. Außerdem steht im Tagebuch nicht viel über den Plan Ozymandias, es wird eher nur ein Verdacht auf ihn geleitet.
    Übrigens wird im Comic die Schuld nicht dem Doc, sondern einer außerirdischen Invasion zugeschoben.
    [Die außerirdische Krake ist auch in diesem Video zu sehen –> http://www.youtube.com/watch?v=YDDHHrt6l4w ]

  5. Der Moment der Schwäche war da… *klick*